HELLERSDORFER PERLE

Eichborn Verlag, Frankfurt, 2010

Was wäre, wenn man allem Vertrauten den Rücken zukehrte, einfach so? Wenn man sich auf das Unerhörte einließe, auf die Lust?

Die Frau, Mitte dreißig, führt ein standesgemäßes Berliner Leben: Der Freund ist Theaterkritiker, die kleine Tochter wird geliebt, alles ist geregelt und gut. Bis die Frau aus einem spontanen Fluchtimpuls heraus ihre Sachen packt und in eine Straßenbahn steigt. An der Endhaltestelle, am äußersten Rand der Stadt, betritt sie eine zwielichtige Kneipe, die Hellersdorfer Perle. Am Tresen sitzt ein Mann mit Stock, der vom ersten Augenblick an eine unerklärliche Anziehung auf die Frau ausübt. Sie wechseln einige Worte, messen ihre Kräfte, und er verlangt von ihr, sie solle am nächsten Abend wiederkommen, im Rock. Die Frau wird neugierig - und zu ihrer eigenen Überraschung tut sie, was der Mann verlangt.


»Nachts Sadomaso, tags die Mutti – das ginge auch als Groschenroman durch. Katja Oskamp aber lässt das Verruchte, Unerlaubte kommen wie Tropfen, ohne Eile, gezähmt, scharf sich abhebend vom Leben der Freundin, an der man regelmäßig studieren darf, warum diese Ich-Erzählerin sich derart häutet. Ein Häutungsvorgang besonderer Art: Bevor sie sich zu Freiheit, Liebe und Leidenschaft mit diesem Mann bekennt, zwängt sie sich in ein Korsett, umsorgt von Theken-Ingeborg, die ihr auf der Toilette fachgerecht beim Verkleiden hilft – wie Kinder, die ihre Rollen proben. Und das ist erst der Anfang. Katja Oskamp, selbst lange Dramaturgin, schätzt und sieht das Theatralische, die Verwandlung als Akt eines Stückes mit Höhepunkt. Die 'Hellersdorfer Perle' bleibt ein pralles, derbes Stück Prosa übers Auskosten und Abschweifen, über Macht, Verachtung und Idealisierung – kurzum: über die seltsamen Regularien der Leidenschaft.“

Anja Hirsch, Frankfurter Rundschau


»Katja Oskamp zeigt sich als eine Könnerin des Dialogs. Es ist so etwas wie der Blick in eine andere Welt, vielleicht in eine Welt, die stehengeblieben ist – aber auch das hat etwas Faszinierendes.«

Michael Hametner, mdr FIGARO


»Dass es Katja Oskamp gelingt, dieses moderne Märchen von einem neuen Leben mitsamt seinen skurrilen Zügen plausibel zu machen, ist ein kleines Wunder. In der 'Hellersdorfer Perle' geht es nicht cool oder lifestylig zu, sondern derb, schmuddelig, banal. Und eben das ist der Witz des Romans.«

Meike Feßmann, Deutschlandradio Kultur


»Oskamp seziert die Schwächen ihrer Figuren mit liebevoller Komik – sticht ins Zentrum der Defizite. Sie erzählt mit souveräner Leichtigkeit. Die DDR-Vergangenheit fließt in Rückblenden ein, so wie jeder eben eine Kindheit hatte, die geprägt war und die prägt. Jede Wendung ist schlüssig, jede Geste stimmt. Alles scheint folgerichtig – und ist doch überraschend in dem Moment, da es eintritt.«

Janina Fleischer, Leipziger Volkszeitung


»Sophisticated and very cleverly written, Oskamp's new book succeeds in combining deeply uncomfortable subject matter – reminiscent of Nobel Laureate Elfriede Jelinek - with an extremely light touch. It will certainly cause a stir.«

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